Mit der Veröffentlichung der NFL-1-1163-17 am 27. Oktober 2017 haben sich das BMVI und die Landesluftfahrtbehörden sich auf die Neufassung der Gemeinsamen Grundsätze des Bundes und der Länder für die Erteilung von Erlaubnissen und die Zulassung von Ausnahmen zum Betrieb von unbemannten Fluggeräten gemäß § 21a und § 21b Luftverkehrs-Ordnung (LuftVO) verständigt und damit einem neuen risikobasierten Ansatz in der Genehmigungspraxis vorbereitet. Mit dieser Veröffentlichung wurde eine deutsche SORA-Variante (SORA-GER) geschaffen. Genügend Fragestellungen um das Thema der Betriebserlaubnisse für UAS Flüge und vor allem vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden BVLOS Flüge.

Das UAV DACH Mitglied bavAIRia e.V. veranstaltete ein hochkarätiges UAS Forum in Garching, Mehrzahl der Redner von UAV DACH e.V.

 

Die Industrie ist zusammen mit der Forschung & Entwicklung an den neuen Möglichkeiten der UAS Systeme interessiert und fordert einen planbaren Genehmigungsrahmen, um nicht gegenüber den ausländischen Entwicklern und Anbietern ins Hintertreffen zu geraten. Herr Lauschner (bavAIRia e.V.) schaffte es am 7. Dezember 2017 wieder, viele Experten zu dem Thema mit den hochgradig interessierten Forums-Teilnehmern in Garching im Gebäude der IAS auf dem TU München (TUM) Campus zusammen zu bringen und Informationen aus berufenem Munde auszutauschen.

Die Luftfahrtbehörden müssen die Interessen und Rechte der Öffentlichkeit gegen die Interessen der UAS-Anwender ausbalancieren. Der gefundene Rahmen SORA-GER (Specific Operations Risk Assessment GERmany) wurde von den Rednern auf dem UAS Forum ausführlich erläutert und aus den verschiedenen Sichtweisen beleuchtet.

Jörg Dittrich vom UAV DACH e.V. stellte den internationalen SORA Rahmen bei JARUS vor

International entwickeln die im JARUS zusammengeschlossenen Luftfahrbehörden einen SORA (Specific Operations Risk Assessment = Risikobewertung für den genehmigungspflichtigen Betrieb) Standard, der zukünftig sowohl für UAS Flüge im Sichtbereich (VLOS) als auch außerhalb der Sichtweite (BVLOS) gelten werden. Herr Dittrich ist Abteilungsleiter Unbemannte Luftfahrzeuge beim DLR in Braunschweig und in den internationalen JARUS Gremien vertreten. Er berichtete über diese Entwicklungen aus erster Hand. Die UAS Systeme werden in die Klassen

  • open
  • specific
  • certified

eingeteilt.

Ein detailliertes Bewertungssystem für die unterschiedlichen UAS Klassen und die entsprechenden Air Risc Class und Ground Risc Class führt SORA zukünftig über Auf- und Abschläge zu einem numerischen Bewertungsraster über das entstehende Risiko eines UAS Einsatzes und die dazu notwendigen Maßnahmen (Barriers) um die Risiken zu kontrollieren.

SORA International ist noch im Stadium der Ausarbeitung und ist so noch nicht operativ einsatzfähig. Herrn Dittrich gelang es diese regelbasierte Verfahren mit seinem ganz eigenen Esprit zu vermitteln und so dem Forum Teilnehmer einen handfesten Eindruck über die internationalen Bestrebungen zur Harmonisierung und Standardisierung zu geben.

Uwe Nortmann von UAV DACH Services UG zeigt die Herausforderungen von SORA in Deutschland

Die veränderte Genehmigungspraxis der Luftfahrtbehörden der Länder mit der Neuregelung der LuftVO hat in der Branche der UAS Anwender große Verwerfungen hinterlassen. Das nutzbare Auftragsvolumen bei den UAV DACH Mitgliedsunternehmen ist um bis zu 80% zurückgegangen und hat einige Unternehmen wirtschaftlich zur Aufgabe gezwungen. Herr Nortmann schilderte aus seiner Sicht den Genehmigungsablauf und -aufwand mit dem neuen SORA-GER Prozess, der auf die Luftämter zukommt.

Da sich SORA immer auf die Wirkung und den Nachweis von Risikomaßnahmen bezieht, genügt kein „gut gemeint“. Die Luftfahrtbehörden der Länder werden auch mit SORA-GER vor sehr vielen Entscheidungsprozessen stehen und benötigen eine fachliche und prozessmäßige Unterstützung durch die Experten aus der Luftfahrtbranche, wenn ein weiterer Rückstau an Betriebsgenehmigungen unterbleiben soll. Dazu führte Herr Nortmann seinen Vorschlag für eine zukünftige Begutachtung von SORA-GER Anträgen ausführlich aus.

Herr Tobias Paul von ESG zeigte die Genehmigungserfahrungen mit der WTD61 auf

Das Projekt wurde schon lange vor SORA-GER gestartet und die ESG wagte sich zusammen mit der Wehrtechnischen Dienststelle 61 auf das unbekannte Pflaster und schaffte eine Genehmigung im zivilen und militärischen Bereich für Erprobungsflüge mit dem R-350 als Entwicklungsträger. Herr Paul erläuterte ausführlich, welche Maßnahmen zur Risikobeurteilung dem Projekt zu Grunde lagen und die die vorhandenen Risiken gezielt beeinflusst wurden. Ein sehr ermutigendes Projektbeispiel, auch ohne eine komplette Gesetzgebung mit Mut, Geschick und Weitblick in die richtige Richtung gehen zu können und dann einen Wissensvorsprung in der Branche für sich verbuchen zu können.

Herr Daniel Phiesel aus dem BMVI zeigte die Überlegungen des Bundesministeriums auf

Information aus erster Hand, das interessierte die Teilnehmer. Herr Phiesel vom BMVI konnte viel zu den Überlegungen mit SORA-GER und den Gemeinsamen Grundsätzen übermitteln, so dass der nationale Kontext im internationalen Rahmen aufgehellt wurde. Das BMVI wollte mit SORA-GER nicht auf die noch zeitlich unbestimmten internationalen Bestrebungen zu SORA warten und auf der anderen Seite diese neue Regelung auch mit den gültigen Gesetzen und Verordnungen in Deutschland abstimmen und harmonisieren.

Die Bestrebungen auf Behördenseite, die Aspekte

  • Sicherheit in der Luft und am Boden
  • Einfachheit in der Anwendung
  • Planbarkeit und Verlässlichkeit in der Genehmigung

aktiv voranbringen zu wollen, nahmen die Teilnehmer aus diesem Forum mit nach Hause.

Herr Lauschner sparte auch nicht an Lob an Herrn Phiesel für die Initiativen und die Abstimmung mit bavAIRia und UAV DACH e.V..

Verbände und Plattformen sind eine große Chance für die Gesetzgebung, erfahrene Experten und Praktiker in die immer komplizierter werdenden Prozesse frühzeitig einzubinden und mit anwendbaren Regelungen in die Öffentlichkeit zu gehen. Die Anwendungspraxis wird zeigen, ob die hehren Absichten auch in der täglichen UAS Praxis ankommen.

Highlight aus Forschung und Lehre in den Instituten der TUM in Garching

In Garching wird an den Lehrstühlen und Instituten in den vielfältigsten Projekten und Themen Grundlagenforschung und Anwendungsentwicklung für die deutsche und europäische Luft- und Raumfahrtindustrie geleistet. Im Anschluss an das UAS Forum zeigten die Lehrstühle die aktuellen Projekte und Einrichtungen der TU München zu UAS Themenstellungen.

Ein Flugsimulator eines Verkehrsflugzeugs hat zwar nur bedingt etwas mit UAS zu tun – war aber trotzdem das Highlight der Führung und so mancher Pilotenaspirant erzeugte am Flugsimulator bei der Landung in München EDDM auch gleich ganz heftige PIO – Pilot Induced Oscillation. Der Kaffee der virtuellen Passagiere wäre nicht in den Tassen geblieben und das Klatschen wäre etwas sparsamer ausgefallen.